James mein Waterloo
 

James , mein Waterloo…

 
Aggressiv und gefährlich so habe ich meinen James eingeschätzt, nur mit der Klausel er hat ein weiches Maul, er hat noch nie gebissen, und er kann noch nicht mal einen Knochen richtig kauen…

Im November 2007 hatte ich einen Traum…

Ich fuhr mit meinem Auto mit meiner Emma hinten im Kofferraum, und hinter mir ist das Auto meiner Eltern gefahren, doch ohne dass jemand am Lenkrad saß. Auf der Rücksitzbank im Auto meiner Eltern lag mein James, er sah aus als würde er schlafen. Ich fuhr durch die Ortschaft in der Gewissheit, dass das Auto mir weiter folgen würde. Als ich an einer Kreuzung abbog und in den Spiegel schaute, stellte ich fest, dass das Auto einfach einen anderen Weg fuhr. Ich geriet in Panik, legte eine Vollbremsung hin und drehte um, ich suchte das Auto doch ich fand es nicht, ich fuhr und fuhr, ohne Erfolg.

Seit diesem Traum hatte ich Angst meinen James zu verlieren, egal auf welche Art und Weise. Danach wusste ich, dass mein Unterbewusstsein schon lange registriert hat, was ich nicht wahrhaben wollte. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Zum Jahreswechsel ´08 hatte ich noch Hoffnung, er war ein junger Hund und die Probleme könnten sich ja auswachsen. Kurze Zeit später Ende Januar Anfang Februar 2008 wurde meine Hoffnung wieder erschüttert, er ging zum ersten Mal gegen mich, einen alten Mann mit Stock und einen Jäger, das alles innerhalb weniger Wochen. Irgendeinem Schicksal hatte ich es zu verdanken, dass Niemand Schaden erlitten hat.

Als James nach dem Gassi gehen im Auto war und ein anderer Hund die Straße entlang kam, veranstaltete er einen Aufstand im Auto wie nie zuvor, normalerweise war er im Gegensatz zu meiner Emma, der Ruhige im Auto. Als ich die vordere Tür öffnete, um mit meiner Hand hinter das Netz zu gelangen, das die Bei- und Fahrersitze von der umgeklappten Rücksitzbank abtrennte , nachdem er auf mich und meine Stimme nicht mehr reagierte, schnappte er nach mir und gebärdete sich wie eine Bestie. Das war nicht der Hund, den ich kannte.

Auf der übersichtlichen Runde die wir immer spazieren gingen, kam uns ein älterer Mann mit Hut und Stock entgegen auf der anderen Seite des Baches. James riss sich los, mit samt der Leine sprang er durch den Bach und verbellte den Mann. Ich lief sofort zur Brücke um meinen Hund wieder zu ergattern, was mir auch gelang. Ausnahmsweise war er nach einigen Kommandos abrufbar.

Er war in einigen Situationen Unkontrollierbar. Trotz überschaubarem Gelände hatte er eine Witterung von einem Fuchs aufgenommen und er war weg. Dank seiner Bärenglocke konnte ich ihn am Waldrand orten, und den Fuchs, der sich von ihm in die Enge getrieben fühlte auch. Unser Pech war, dass dies der ansässige Jäger mitbekommen hatte, bis dieser mit seinem Auto zu uns gefahren war, hatte ich meinen James zumindest wieder an der Leine. Dem Fuchs ist nichts passiert, als jedoch der Jäger mir eine Standpauke halten wollte, und auf mich zuging, sprang mein James auf ihn zu, wie immer in Richtung Gesicht und Hals, ich konnte ihn noch halten, obwohl ich ausrutschte und am Boden lag. Er machte keine Anzeichen, außer, dass er einen langen Hals bekommen hat. Mein James hatte es nicht nötig vorher zu knurren oder zu bellen nach dem Motto "komm mir nicht zu nahe". Das machte ihn in meinen Augen sehr gefährlich, denn obwohl ich ihn halbwegs einschätzen konnte, und seinen langen steifen Hals spürte, schlug sein Gemüt immer innerhalb von Sekunden um.

Am Hundeplatz machte er große Fortschritte. Wenn er beim Ablegen liegen blieb, und andere Hunde mit ihren Hundeführern an ihm vorbei liefen, ohne dass er ihnen Beachtung schenkte, machte mein Herz einen Freudensprung.

Meine Hoffnung ist im Frühjahr wieder gestiegen und es verlief ohne große Zwischenfälle. Das Vertrauen in ihn ist wieder etwas gewachsen. Ich habe uns damals ein Ultimatum gestellt, wenn sein Verhalten sich nicht bessern würde, bis zu seinem zweiten Lebensjahr, dann kann ich nicht mehr mit ihm leben.

Ich war mir meiner großen Verantwortung bewusst, immer auf der Hut zu sein, sei es zu Hause oder in weiter Prärie, dass er sicher verwahrt ist, dass ihm nie flüchtig bekannte Personen im Haus über den Weg laufen, dass nie eine Tür offen stand, die die Gesellschaft vor ihm schützen sollte.

Es wird Sommer 2008, mein Vater sagte zu mit „Tamara, pass auf, der James kommt jetzt, der will`s jetzt Wissen“


Tag X:


Ein ihm bekannter Artgenosse forderte James zum Spielen auf, mit Vorderpfoten-Tiefstellung und wackelndem Hinterteil und Rute … Ich sehe meinen James sein Hals wird steif, er hat diesen gewissen Ausdruck in seinen Augen, doch er ist für mich nicht in erreichbarer Nähe … Sein Artgenosse setzt an um von ihm wegzulaufen und geht wahrscheinlich immer noch davon aus, dass James auf seine Spielaufforderung eingeht. Ich schreie, doch er ist wiedermal nicht kontrollierbar. Er packt seinen Artgenossen am Hals und drückt ihn mit voller Wucht ins nächste Gebüsch. Ich habe einige Sekunden versucht mir ein objektives Bild der Lage zu machen, sein Artgenosse war älter und auch kein Spargel und hätte ihm einiges zur Wehr setzten können. Auch ist die Formel, dass Rüden sich nicht so Raufen, und meist nur lautes Getöse von sich geben nicht eingetroffen. Im Gegenteil, als ich den Ernst der Lage erkannte versuchte ich meinen James an den Hinterläufen von dem Anderen runterzuziehen. Der Andere schrie und schrie in voller Panik, mein James war ruhig und voller Überzeugung, er würde ihm das Leben auslöschen. Ich zog meinen James, mit einem Gewicht von 70 Kilo, an den Hinterläufen mit seinem Opfer im Maul, von fast einem Zentner, circa 35 Meter in einen Tümpel, das war meine Hoffnung. Wasser, wenn nichts hilft, dann vielleicht Wasser.

Der Besitzer des anderen Hundes hat versucht auf James einzuwirken was auch nicht half. Ich hielt immer noch seine Hinterläufe verkrampft in meinen Händen, er war völlig ruhig und alle paar Sekunden spürte ich, wie sein Köper ansetzte, um sein Opfer zu schütteln. Der Besitzer des anderen Hundes versuchte James die Vorderfüße wegzuziehen, dies war in dieser Situation die einzige Lösung, die wir fanden, in der Hoffnung dass er, wenn wir es schaffen würden seinen Kopf unter Wasser zu bringen, loslassen würde.

Ja, ich hätte meinen James in dieser Situation ertränkt, wenn ich die Kraft gehabt hätte. Ich hatte Panik, dass der andere Hund sterben wird, wenn ich ihm nicht helfe. In dieser Situation habe ich sämtliches Zeitgefühl verloren, Sekunden könnten Minuten gewesen sein, ich wusste nur, dass wir keine Zeit verlieren durften, denn sonst würden die Chancen, dass der Andere Hund dies überlebt, drastisch sinken!

James war so verkrampft und steif, dass es nicht möglich war, obwohl er nur noch auf den Vorderpfoten stand, ihm diese wegzuziehen. Der Besitzer des anderen Hundes machte an James Halsband eine Leine fest, leider hatte James ein Lederrundhalsband um und der Karabiner der Leine schloss sich nicht richtig. Wir versuchten James in tieferes Wasser zu ziehen, ich stand eh schon bis zur Hüfte im Wasser. Als James wieder schüttelte ist der Nacken seines Opfers aufgerissen und sein Opfer versuchte zu flüchten. James machte einen Satz, seine Füße glitten mir durch die Hände, der Karabiner ging auf und er stürzte sich mit einem zweiten Biss wieder in den Hals des Hundes. Wir flogen ins Wasser. All unsere Kräfte sammelnd und der Hoffnung das auch James Kräfte  schwinden, und mit dem funken Glück dass der zweite Biss nicht so gesessen hat wie sein erster, konnten wir ihn von dem anderen Hund lösen.
 
Das Resultat nach diesem Tag war:
Ein Hund der nach eineinhalb Stunden am Tropf erst operationsfähig war, mit Tiefen Verletzungen die mit Unternähten versorgt werden mussten, und die nur knapp neben der Halsschlagader verliefen.

Zwei Hundebesitzer die einen Schock hatten. Mir schmerzte meine Lunge, und über eine Woche lang hatte ich Muskelkater am ganzen Körper, sogar in den Handinnenflächen.

Einen James der keine einzige Schramme hatte, „nur“ einen starken Muskelkater im Maul und an den Hinterläufen, und der sich die letzten Tage nur von weichem Dosenfutter und Nudeln ernähren konnte.

Einen James der aggressiv und gefährlich war, mit der Klausel, wenn er beißt, dann können ihn auch keine zwei Personen davon abhalten, und den es nicht interessiert, ob der andere Hund sich ergibt oder sogar flüchten will.
 
Einen James mit 70 Kilo und Beißgrad 5. Einen James, bei dem sich sogar meine Doggendame Emma ( Derby Claudia Bohemica), mit ihren fast fünf Jahren unterworfen hat.

So einen Hund wollte ich nicht abgeben. Nach ein paar Tagen Bedenkzeit habe ich mich entschieden, dass es das Beste sei James zu euthanasieren. Er hatte bis zu diesem Tag nie eine Beißerei mit einem Artgenossen, seine Opfer waren bis dato Menschen, und ich wollte mir eine Situation ersparen in der er einen Menschen, gar  ein Kind, so zurichtet wie diesen Hund.


Mein Traum wird Wirklichkeit…

Am 14. August fuhr ich mit James und Emma zum Tierarzt. Mein Papa hat mich begleitet und ist mit mir den schwersten Gang in meinem Leben gegangen. Ich wollte es meiner Emma ersparen, mit unserem toten James, in einem Auto an den Ort zu fahren, den ich für meinen James ausgesucht habe. Wir luden James in den Kombi meines Vaters und er fuhr hinter mir her, diesmal hatte das Auto einen Fahrer und mein James schlief für immer……


Wenn mir Jemand von so einer Situation erzählt hat, dass man mit Krachern, Wasser und Schaufeln bei denen der Stiel abgebrochen sei, versucht hat die Hunde zu trennen, habe ich mir das nie vorstellen können. So etwas muss man sich auch nicht vorstellen können, Hunde von dieser Größenordnung ohne Gnade gegenüber ihren Artgenossen, egal ob Hündin oder Rüde, haben für MICH kein Recht in einer Gesellschaft zu existieren!

Ich gebe meinem James keine Schuld, er war so, und dafür konnte er nichts!






 
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