Wesen des Hundes Teil 2
 

Inge Hansen: Auszüge aus ihrem Buch "Vererbung beim Hund"  S. 78 / 79
Müller Rüschlikon Verlag  ISBN 3-275-01396-3

Zu den erstgenannten
Verhaltensmerkmalen, die im Laufe der Evolution als artspezifisches Verhalten mit einer den Lebensbedingungen optimal angepassten Form bestehen, sind die Art- und Selbsterhaltung bedingenden Verhaltensweisen wie Sexualverhalten, Aufzuchtverhalten, Fortpflanzungsverhalten, Komfortverhalten oder Aggressionsverhalten zu nennen.
Diese Verhaltensmuster stimmen noch weitgehend mit den Verhaltensweisen der Urform Wolf überein und werden unabhängig von den Gegebenheiten der Umwelt ohne Lernprozesse oder Training nach dem vorgegebenen Schema (artspezifisch) gelebt. Das markieren von Revieren oder das Werbeverhalten ist "angeboren", ebenso die Art und Weise, Welpen abzunabeln, zu säugen und aufzuziehen. Zu den zweitgenannten Verhaltensmerkmalen gehören alle rassespezifischen Verhaltenseigenschaften, die eine Rasse kennzeichnen wie Jagdtrieb bei Jagdhunderassen, Hütetrieb bei Hütehunden oder Schutztrieb bei Schutzhunderassen. Diese Eigenschaften sind eine Folge der selektiven menschlichen Beeinflussung der Verhaltensmerkmale (Spezialveranlagung).

Bezüglich der rassetypischen Eigenschaften liegt eine eindeutige Erblichkeit von Verhaltensmerkmalen vor. Wilhelm Wegner (1973) nennt hierfür bei Hunden einen Erblichkeitsgrad von 27-44%.
Amerikanische Forscher kommen beim Deutschen Schäferhund zu einer Erblichkeit des Wesens von 51% (mehr als 50% Erblichkeit bedeuten hohe Heritabilität), australische Studien belegen beim Labrador Retriever als Blindenführhund eine Erblichkeit der Nervosität von 58%. Furcht scheint sich zu 45-60% weiter zu vererben. Bei Jagdhunderassen wird eine Erblichkeit der Fährtenveranlagung von 46% belegt, bei der Riechfähigkeit liegt die Heritabilität bei 39%.

Die Schussscheuheit bei Hunden ist ebenfalls genau untersucht worden. Das Ergebnis: Sie ist hoch heritabel. Schussangst darf aber nicht als Einzelmerkmal z.B. bei Jagd- und Gebrauchshunderassen betrachtet werden. Dieses Merkmal ist ein Symptom einer Überempfindlichkeit oder einer akustischen Sensibilität, die mit einer allgemeinen leichteren Erregbarkeit (niedrigen Reizschwelle) einhergeht und in der heutigen Zeit (Silvesterknallerei oder Fehlzündungen am Auspuff von Autos, Kinderpistolen usw.) von allen Züchtern unbedingt beachtet werden muss.

Aggressives Verhalten gehört zu den angeborenen artspezifischen Verhaltensweisen und läuft bei wildlebenden Tieren (Wölfen und wildlebenden Hunden) nach festen Mustern ab. Sie dient dort zur Arterhaltung. Im Rahmen der Domestizierung und besonders in unserer heutigen Umwelt ist aggressives 
Verhalten unerwünscht oder wie bei Jagdhunden auf ein ganz bestimmtes Ziel (z.B. Wild) gerichtet worden. Aggressives Verhalten ist hoch erblich (heritabel).

Zum Beweis der Erblichkeit von Verhaltensmerkmalen wurden von James (1951) Terrier- und Beagle-Welpen in den ersten Lebenstagen vertauscht. Die Terrier-Hündin erhielt zwei Terrier-Welpen und drei Beagle-Welpen. Die Beagle-Hündin behielt drei eigene Junge und zog drei Terrier-Welpen mit auf. Der Versuch diente der Abgrenzung erblicher Verhaltensweisen von erlerntem Verhalten. Die Beobachtung der Junghunde im Alter von 12 Monaten ergab, dass die Terrier in beiden Würfen sich am Futternapf und in der Meute gegenüber den Beagle-Welpen durchsetzten. Sie behielten unabhängig von den Gegebenheiten des Umfeldes und der Umwelt (Beagle-Ersatzmutter) ihre terrierübliche, rassetypische Kampf- und Durchsetzungsbereitschaft.
(siehe auch "Züchtung des Hundes", Malcom B. Willis, ISBN 3-8001-4351-8)

Jede Hunderasse hat ihre rassetypischen, charakteristischen Verhaltensweisen und Anlagen. Die Unterschiede zwischen den Hunderassen betreffen Verhaltensmerkmale wie:
>> Temperament (Aktivität) <<
>> Reizschwelle <<
>> Lernfähigkeit <<
>> Aggressivität <<
>> Ängstlichkeit <<
>> Intelligenz <<
>> Geschicklichkeit <<
>> Jagdpassion <<
>> Schwimmfreude <<

Die charakteristischen Verhaltenseigenschaften einer jeden Rasse sind eindeutig erbbedingt und lassen sich durch entsprechende züchterische Auswahl festigen und fixieren oder auch verändern.

"Das Verhalten des Hundes stellt ein quantitatives Merkmal mit meist hoher Erblichkeit (Heritabilität) dar und beruht wohl überwiegend auf polygenen Erbgängen."

=> Wesen des Hundes Teil 3 <=




 
  Insgesamt waren schon 67695 Besucher hier!  
 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden